Eintrag vom 27.01.2023 Allgemein

Berufsschule: Zwischen Betrieb und Schulbank

Eine Schule fürs Leben

Seit über 60 Jahren bildet das Berufliche Schulzentrum fürs Gastgewerbe Dresden Auszubildende aus. Die Schülerzahlen steigen.

Sie sind einfach überall. Ob beim gemütlichen Abendessen im Restaurant oder beim Hotelbesuch – Siri Leistner und Jana Klaves treffen an vielen Orten auf ehemalige Schülerinnen und Schüler. Das ist auch kein Wunder. Siri Leistner ist seit 2012 Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums fürs Gastgewerbe Dresden „Ernst Lößnitzer“, Jana Klaves ist ihre Stellvertreterin. „Wir freuen uns natürlich, wenn wir bekannten Gesichtern begegnen“, sagt die Schulleiterin.   

Seit über 50 Jahren begleitet die Schule Auszubildende auf dem Weg in ihre berufliche Zukunft im Gastgewerbe. Siri Leistner kam 1989 als Lehrkraft an die Einrichtung. „Ich bin selbst gelernte Köchin“, erzählt sie. Dieser persönliche Einblick in das, was auf die Absolventinnen und Absolventen nach ihrer Ausbildung wartet, hilft ihr bis heute bei der täglichen Arbeit. „Dabei haben sich die Gästewünsche in den vergangenen Jahrzehnten durchaus gewandelt“, schildert sie. Die Gäste werden anspruchsvoller – damit steigen auch die Ansprüche an das Personal in Restaurant, Küche oder Hotel. Ein Punkt, dem die Schule mit einer fundierten Ausbildung Rechnung trägt.

Insgesamt sechs Bildungsgänge bietet das Berufliche Schulzentrum fürs Gastgewerbe an:  Neben den dreijährigen Ausbildungen Hotelfachfrau/-mann, Köchin/Koch, Fachfrau/-mann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie und Fachfrau/-mann für Systemgastronomie auch die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft Küche bzw. Fachkraft Gastronomie. Jedes Jahr beginnen gut 350 Azubis an der Schule. „Vor allem in den vergangenen zwei Jahren spüren wir, dass die Nachfrage nach einer Berufsausbildung im Gastgewerbe stark steigt“, sagt Jana Klaves, selbst ausgebildete Hotelfachfrau. Im Spätsommer 2022 startete das neue Ausbildungsjahr sogar mit insgesamt 13 Klassen.

Leben zwischen Theorie und Praxis

Realschulabschluss, Studienabbrecher, Hauptschüler oder fertig Studierte: Das Leistungsniveau der Schülerschaft ist unterschiedlich. Ein Fakt, auf den sich die Mitarbeitenden der Schule aber einstellen. Mit abwechslungsreichen Methoden und fächerübergreifenden Projekten vermitteln sie das notwendige Wissen. Die Schüler sitzen jedoch nicht nur im Klassenzimmer. Ihre duale Ausbildung findet im Betrieb und in der Schule statt. Leute in dreijähriger Ausbildung sind meist vier Wochen in der Praxis und haben danach zwei Wochen Schule. „Diese Umstellung ist für manche in den ersten Tagen vielleicht etwas anstrengend“, sagt Siri Leistner. Aber die meisten gewöhnten sich schnell wieder ans zeitige Aufstehen und das Zur-Schule-Gehen. Auszubildende in den Fachkraft-Berufen kommen wöchentlich an zwei Tagen zum Unterricht. Gerade auch für leistungsschwächere oder ausländische Schüler mit Sprachproblemen ist die Möglichkeit zu diesem Abschluss ideal, finden die beiden. „Aktuell sind wir die einzige Schule in Sachsen, die das anbietet“, sagt Siri Leistner.

Eines ist den Pädagogen am Beruflichen Schulzentrum besonders wichtig: Die Auszubildenden sollen in den zwei bis drei Schuljahren immer selbstständiger werden. „Wir machen sie fit für die Praxis. Wir geben ihnen quasi den Handwerkskoffer für ihren späteren Beruf in die Hand“, beschreibt es Jana Klaves. Eigenverantwortung zu übernehmen, das müssten alle lernen. „Deshalb ist es immer wieder schön zu sehen, wie sich die Auszubildenden in den zwei oder drei Jahren persönlich weiterentwickeln.“

Gäste wissen den guten Service zu schätzen

Viele von ihnen sehen die Schulleiterinnen regelmäßig wieder. Jedes Jahr findet an der Schule ein großes Treffen mit den Ausbildern der 250 Betriebe statt, mit denen das Berufliche Schulzentrum zusammenarbeitet. „Eine ganze Reihe dieser Ausbilder sind ehemalige Schüler von uns“, erklärt Siri Leistner. Auch dieser Trend habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. „Das Gastgewerbe sucht fähige Leute. Wer einen tollen Abschluss hinlegt, hat deshalb auch gute Karrierechancen.“

Die Wertschätzung der Branche in der Bevölkerung steigt – vor allem nach der Pandemie. Wie wichtig es ist, dass Menschen im Gastgewerbe tätig sind, wird vielen Menschen erst jetzt so richtig deutlich, nachdem sie auf den guten Service pandemiebedingt zeitweise verzichten mussten. „Ich glaube, das ist eine Entwicklung, die noch eine ganze Weile anhalten wird“, fügt Jana Klaves hinzu. Sie rechnet damit, dass die Nachfrage nach einer Ausbildung im Gastgewerbe auch in den kommenden Jahren hoch bleibt – und damit auch das Berufliche Schulzentrums fürs Gastgewerbe in Dresden eine feste Größe in der dualen Ausbildung bleibt.