Eintrag vom 02.03.2022 Allgemein

Team-Challenge zwischen Töpfen und Deckeln

Von der Entdeckung der Liebe zu deutschem Gulasch

In Vietnam hätte Duc Trung Puis nicht Koch werden können. In Leipzig nutzt er nun seine Chance.

Die Sache mit dem Brot war neu für ihn. Nudeln und Reis essen die Menschen in Vietnam häufig. Aber Brot? „Das ist schon ein großer Unterschied zwischen meiner Heimat und Deutschland“, sagt Duc Trung Puis. „Hier wird sehr viel Brot gegessen.“ Im August 2021 hat er seine Ausbildung zum Koch bei der fairgourmet GmbH in Leipzig begonnen. Dass es einmal dieser Beruf werden soll, war schon lange klar für ihn. Seine Eltern haben ein Restaurant in Vietnam. Eine Ausbildung zum Koch, wie sie in Deutschland existiert, gibt es in dem asiatischen Land jedoch nicht. Also startete Duc Trung Puis ins Koch-Abenteuer mitten in Europa. 

In den vergangenen Monaten hat der 24-Jährige schon viel Wissen über Lebensmittel gesammelt und was er mit ihnen beim Kochen anstellen kann. „Eierspeisen standen zum Beispiel bereits auf dem Plan“, erzählt er. Er hat gelernt, wie das Portionieren und Anrichten auf den Tellern funktioniert und welche Schneidetechniken es gibt, damit die Speisen auch in mundgerechtem und ansehnlichem Zustand beim Gast landen. Vietnamesisches Essen sei oftmals sauer oder scharf. Deutsche Geschmacksnerven, das hat er ebenfalls bereits verstanden, ticken da anders. „Die Leute hier mögen es sehr salzig“, schildert er seine Eindrücke nach dem Probieren der hier typischen Gerichte. Deutsch zu kochen heiße oft, mit viel Fett und viel Kartoffeln. Allerdings – für Gulasch und Spagetti habe er selbst schon eine kleine Schwäche entwickelt, gibt er mit einem Lächeln zu.

Wochenendarbeit ist kein Ausschlussgrund

Duc Trung Puis ist nicht der erste vietnamesische Auszubildende bei der fairgourmet GmbH. „Wir freuen uns, dass die ausländischen Kolleginnen und Kollegen bei uns sind“, sagt Detlef Knaack, Geschäftsführender Direktor des Unternehmens, das Messen, Kongresse oder auch Tagungen mit frisch zubereiteten Speisen versorgt. Die Branche stünde vor einem Problem. Während er wenig Schwierigkeiten hätte, Ausbildungsplätze im kaufmännischen Bereich zu besetzen, fehle es an künftigen Köchinnen und Köchen. „Auch im Service möchten heute leider nur noch wenige lernen“, fügt er hinzu. Dabei sei gerade die Arbeit in der Küche abwechslungsreich. „Und mit dem Abschluss stehen danach verschiedenste Möglichkeiten offen.“ Wer will, könne damit die Welt bereisen und sein Wissen in fremdländischen Küchen verfeinern.

Knaack hofft, dass sich in Zukunft wieder mehr junge Leute finden, die Interesse an dem Beruf haben, aufgeweckt sind und gern im Team arbeiten. „Viele schreckt sicherlich die Aussicht, dass auch am Wochenende oder an Feiertagen nicht immer frei ist.“ Doch dafür gäbe es Ausgleich an anderen Wochentagen, was durchaus seine Vorteile hätte.

Blick über den Tellerrand

Duc Trung Puis bekommt bei fairgourmet nicht nur die Standardausbildung. Dem Unternehmen ist es wichtig, dass seine Auszubildenden auch über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausblicken. Regelmäßig findet deshalb die Ausbildungsakademie statt, die Softskills vermitteln soll. „Wir müssen uns immer fragen, was können wir für eine gute Bindung zu unseren Auszubildenden tun“, erklärt Knaack das Anliegen dieses Angebots. Geld allein wäre heute nicht mehr das alleinige Kriterium, wonach sich Menschen letztendlich für eine Arbeitsstelle entscheiden. „Wir hoffen ja, dass möglichst viele nach ihrem Abschluss auch bei uns arbeiten wollen.“

Für den jungen Vietnamesen wird es erst einmal Deutschland bleiben, wenn er in zwei Jahren fertig ist, sagt er. „Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass ich irgendwann zurückkehre und im Restaurant meiner Eltern mitarbeite.“ Bis dahin gilt es vor allem, mit der deutschen Sprache noch besser umgehen zu können. „Ich weiß ja, dass ich auch mit meinen vietnamesischen Kollegen lieber Deutsch sprechen sollte, um zu üben. Aber das fällt natürlich schwer.“ Zumindest kulinarisch zelebrieren sie an manchen Feierabenden die heimatliche Kultur ganz ohne schlechtes Gewissen. Dann wird gemeinsam vietnamesisch gekocht – scharf und sauer und mit wenig Salz. 

Köchin / Koch – ein Blick hinter die Kulissen

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